Eine alte Karte

Auf der Suche nach einer zeitgenössischen Darstellung der Gegend von Schleswig Holstein, in der lt. Eintragung im Gottorfer Erdbuch unser Vorfahr Asmus Molsen 1646 Ackerland erworben hat, stieß ich im Katalog eines bayerischen Versandantiquariats auf eine alte Karte mit der Bezeichnung "Praefecturae Gottorpiensis, pars Borealis".

Auf einer angeforderten Photokopie waren in verkleinertem Maßstab die drei nördlichen Verwaltungsbezirke (Harden) des Herzogtums Schleswig Holstein mit der Ortschaft Thumby in der Strucksdorfsharde im schönen Altkolorit des Originalkupferstichs von 1652 zu erkennen. Der Falz in der Mitte ließ vermuten, daß die Karte aus einem Buch herausgetrennt worden war. Auf meine Nachfrage wurde mir erklärt, daß die Mehrzahl alter Karten nur in Büchern gebunden die Zeit überdauert hätten.

joomplu:57Die Titelkartusche des Blattes  zeigte ein säulengeschmücktes offenes Renaissanceportal mit Spaziergängern in spanischer Tracht, augenscheinlich auf dem Wege zu einem in der Tiefe des Hofes eben sichtbaren Schloß. Am unteren Bildrande war in einem blumen- und früchtegschmückten Medaillon ein schwülstiger lateinischer Widmungstext  zu lesen, aus dem hervorging, daß die Karte von ihren Verfassern nicht etwa dem Landesherrn Herzog Friedrich III. (1616 - 1659), sondern seinem Hofkanzler Dr. Johann Adolph Kielmann als mutmaßlichem Auftraggeber gewidmet worden war. Da Kielmann 1641 vom Kaiser geadelt wurde und sich seitdem v. Kielmannseck nannte, muß die Karte vor seiner Nobilitierung entstanden sein. Die detaillierte maßstabgetreue Darstellung gefiel mir sehr, wenn ich mich auch zunächst nicht zu einem Ankauf entschließen konnte und mich mit der gerahmten Kopie begnügt habe. Im Schleswig Holstein-Band der Bibliothek Deutsche Landeskunde fand ich dann bei der Aufzählung der Künstler und Gelehrten am Hofe Herzog Friedrichs III. die Namen, die sich auch auf der Karte als Verfasser bezeichnet hatten: Johann Meyer und Caspar Danckwerth. Hier wurden sie als Verfasser einer großen "Newen Landesbeschreibung" bezeichnet, die heute noch als wesentliche Grundlage mehrerer Wissernschaften benutzt würde. Damit mußte ich die Karte haben. Wie erstaunt war ich, als ich sie in Händen hielt, daß sich auf der Rückseite des großen goldschnittgeschmückten Blattes die Beschreibung eines großen Teils der umseitigen Karte fand und zwar in niederdeutscher Sprache.